Peter Köddermann von Baukultur NRW.
Peter Köddermann von Baukultur NRW. Foto: Samuel Becker

Warum baukulturelle Bildung so wichtig ist

Baukultur NRW veranstaltet am 17. und 18. November den Kongress „Building Bildung. Perspektiven baukultureller Vermittlung“. Fünf Fragen an Peter Köddermann von Baukultur NRW zur Vermittlung von Architektur und Stadtplanung an Kinder sowie die Wirkung für unsere gebaute Umwelt.

Warum brauchen wir eine baukulturelle Auseinandersetzung in unseren Schulen?

Aktuell verändern sich sehr viele Rahmenbedingungen für unser Zusammenleben. Viele gesellschaftlich relevante Fragen finden dabei Gehör. Fragen, die sich mit der Wahrnehmung und Gestaltung unserer Lebens- und Alltagsräume auseinandersetzen, stehen jedoch häufig in Konkurrenz zu tagespolitischen Entwicklungen oder Krisen. Wie wir es schaffen können unsere Lebensräume auf unsere Erwartungen auszurichten und gleichzeitig nachhaltig und zukunftsgerichtet zu agieren, wird sehr selten thematisiert. Wohl auch deshalb, weil es keine Frage der Allgemeinbildung zu sein scheint, wie wir mit unserer gebauten Umwelt umgehen. Dabei brauchen wir dringend diese Auseinandersetzung. Die Schule ist die Institution, die es schaffen kann, neue Dialoge zu formen, für Räume zu sensibilisieren oder die Kultur des Bauens und Verstehens zu fördern. Bei all dem ist es sicherlich eine Gemeinschaftsaufgabe Vieler!

Welche Form wird benötigt, die Baukultur zu einem Thema in der Schule zu machen? Wie lassen sich die Kinder für das Bauen und die Architektur begeistern?

Wichtig ist es, den Anspruch der Kinder als oberstes Gebot zu begreifen und Möglichkeiten aufzuzeigen, die es jedem Kind ermöglichen, selbstständig seine Umwelt zu begreifen, zu analysieren und in Erwartungen umzumünzen. Es geht nicht um die Vermittlung historischer Werte, sondern um Angebote, die den Umgang mit unserer Umwelt heute und in Zukunft unterstützen. Kinder erfahren Räume aus ihrer persönlichen Perspektive und setzen subjektive Raumqualitäten sowie formulieren Bedürfnisse. Die Begleitung und Unterstützung dieser subjektiven Erfahrungen, verbunden mit gesellschaftlichen Ansprüchen und Erwartungen an Lebensräume, formen einen spannenden Zugang zur Baukultur. Hierzu können viele verschiedene Medien und Formate helfen. Eine direkte, sowohl haptische als auch digitale Befassung mit baukulturellen Themen ist denkbar, die persönliche Auseinandersetzung und das Kennenlernen verschiedener Baukulturakteure sind dabei ebenso wichtige Felder. Die Verknüpfung von digitalen und analogen Medien ist von vielen Kinder mittlerweile einstudiert und bietet eine gute Grundlage, um z.B. Stadtraum auch im Unterricht zu thematisieren. Das physische Erleben von Raum, der Gang in den Stadtraum bindet alle Sinne ein und ermöglicht einen unmittelbare Auseinandersetzung.

Was sind die aktuell wichtigen Inhalte, die wir vermitteln müssen?

Uns allen täte es sehr gut, unsere Auseinandersetzung mit Raumgebung und Raumnutzung zu hinterfragen und neu zu bewerten. Braucht es eine durchschnittliche Individualwohnfläche pro Person in Deutschland von aktuell 57 Quadratmetern? Berechnen wir Bauleistungen und Materialeinsatz richtig und welche Werte erkennen wir selbst im Umgang mit Gebäudebeständen? Unsere Fragen sollten auch Basis für einen baukulturelle Vermittlung in den Schulen sein. Was kann „nachhaltig“ bedeuten? Wo liegen die Werte von Räumen und Materialien? Was verlange ich selbst von Architektur und wir kann ich mich einbringen, um Lösungen für mich und andere zu befördern? Inhalt einer Vermittlung sollte die Sensibilisierung für diese Fragen sein und gleichzeitig Lust erzeugen, selbstständig individuelle Antworten zu finden, die in einem gesellschaftlichen Kontext stehen.

Auf dem Kongress gibt es noch weitere Perspektiven, viele Expertinnen und Fachleute sind zu Gast, die Beiträge aus unterschiedlichen Disziplinen liefern. Um welche Perspektiven geht es dabei?

Der Kongress wird Sichtweisen der Praxis und der Theorie bieten, verschiedene Akteure vorstellen und Positionen zu aktuellen Anforderungen an die Baukultur und ihre Vermittlung formulieren. Es wird einen Blick auf den aktuellen Status quo baukultureller Bildung in Deutschland, Österreich und der Schweiz geben. Die Frage nach Inhalten, Aufträgen und Instrumenten einer baukulturellen Bildung und Vermittlung werden hinterfragt werden. Darüber hinaus steht die Frage nach dem zukünftigen Auftrag an Architektur und die Ausrichtung von Architektur im Fokus. Es werden Wege und Strukturen aufgezeigt, die baukulturelle Auseinandersetzung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in der Ausbildung spannend und erfahrbar macht. Der Anspruch ist klar, das „Was“ und das „Wie“ müssen verhandelt werden und alle Akteure des Bauens und des Umgangs mit gebauter Umwelt sind aufgerufen, einen Beitrag zu leisten, um auch das „Wer“ zu definieren.

Worauf freuen Sie sich am meisten auf dem Kongress?

Der Kongress „Building Bildung“ ist für Baukultur NRW ein Startschuss, sich zukünftig stärker mit baukultureller Bildung und Vermittlung zu befassen. Ich freue mich auf den Austausch mit möglichst vielen enthusiastischen Menschen, denen längst klar ist, welch wichtige Rolle die Baukulturvermittlung spielt. Und auf die Diskussion zu den Aufträgen, die aus dem Kongress „Building Bildung“ in NRW möglichst erwachsen sollten. Ich werde viel lernen!

 

Der Kongress „Building Bildung. Perspektiven baukultureller Vermittlung“, 17./18.11.2022, Gelsenkirchen

Ihr Kontakt für diesen Bereich

Peter Köddermann

Peter Köddermann
Projektleitung Building Bildung

T 0209 402 441-0
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